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Interview mit Sonja Beer von der Schreinerei Beer: Rabattschlachten gibt es bei uns nicht

Viele Schreiner klagen über die veränderten Marktbedingungen. Alle? Nein. Im Münchner Norden glaubt eine Schreinerei an deutsche Handwerkskunst. Allerdings hat die Schreinerei die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt und zusätzlich in einen modernen, hochtechnisierten Maschinenpark investiert. Im Interview räumt Sonja Beer mit dem Vorurteil auf, eine Schreinerküche sei nicht leistbar. Neben vielen wertvollen Tipps für die Küchenplanung gibt die 37-Jährige den Lesern vom Küchenfinder Magazin einen Einblick in ihr privates Küchenreich.

 

 

Wer bist du und was macht ihr?

Wir sind David. Der David von David gegen Goliath. Die Schreinerküche gegen industrielle Fertigküchen. Die Beer GmbH ist ein Familienunternehmen, das 1981 als klassische Schreinerei gegründet wurde. Inzwischen haben wir uns auf individuelle Schreinerküchen spezialisiert. Die Besonderheit daran: Wir fertigen alle Küchen komplett selbst, vom Korpus bis zur Oberfläche und können so echte Traumküchen anbieten.

 

“Die Zeiten von Meister Eder und sein Pumuckl sind lang vorbei.” Wie mussten sich Schreiner an veränderte Marktbedingungen anpassen?

Der Punkt ist wohl eher, dass das Bild vom Meister Eder immer noch in den Köpfen vieler Menschen festsitzt. Es ist eine Mammut-Aufgabe das verstaubte Image endlich los zu werden. Das Internet ist hierfür ein gutes Medium. Leider nutzen viele Schreinerbetriebe das – meiner Meinung nach – viel zu wenig.

 

Gleiches gilt für die Preise. Wir versuchen z. B. durch unser Erklärvideo potentiellen Kunden klar zu machen, dass eine Schreinerküche nicht teurer sein muss, als eine Industrieküche. Das ist etwas, was vielen Küchenkäufern so nicht klar ist.

 

Ist eine Küche vom Schreiner wirklich leistbar?

Überleg doch mal, wie viele Menschen an einer Küche aus dem Möbelhaus verdienen müssen: Die Herstellerfirma, die Zwischenhändler, die Speditionen, die Möbelhäuser. Gerade letztere betreiben immensen Aufwand um ihre Möbelhäuser zu unterhalten und uns jede Woche mit ihren Angebotsblättern zuzumüllen. Wer muss von einer Schreinerküche leben: Nur der Schreiner. Das ist der Unterschied.

 

Ab welchem Betrag lohnt sich der Gang zum Schreiner?

Wir sagen, dass sich ein Vergleich bei uns ab ca. 10.000 Euro lohnt. Alles was darunter liegt, ist unterirdische Möbeldiscounter-Qualität und damit können wir nicht dienen, so etwas verkaufen wir nicht.

 

Warum kann eine Schreinerei bei einer 10.000 EUR Küche plötzlich wieder mit den großen Unternehmen mithalten?

Weil wir nicht die Kosten haben, wie die Möbelgiganten: Kein aufgeblähtes Marketing, keine hochbezahlten Vorstände und Aufsichtsräte, keine überdimensionalen Glaspaläste, die unterhalten werden müssen. Das alles kostet Unmengen. Der Fertig-Küchenkäufer zahlt das mit.

 

Inwiefern unterscheidet sich eine individuelle Küche vom Schreiner zur Fertigküche aus dem Möbelhaus mit 50% Rabatt?

Na ja, ich würde mal sagen in erster Linie dadurch, dass auf die Fertigküche schon vor dem Rabatt 80% drauf gerechnet wurden. Bei uns bekommen Kunden immer gleich einen fairen Preis. Rabattschlachten gibt es bei uns nicht. Das ist Verarschung.

 

Fertigt die Schreinerei Beer die Küchen und Möbel wirklich selbst?

Ja, wir fertigen die Küchen und Möbel wirklich selbst. Anders als viele Kollegen, die – leider – häufig vorgefertigte Korpusse von industriellen Herstellern beziehen, bauen wir jede einzelne Küche von A-Z in unserem Betrieb. Um das kosteneffizient bewerkstelligen zu können, haben wir uns einen hoch technologisierten Maschinenpark zugelegt. Schreiner arbeiten heute nicht mehr nur mit Kreissäge und Hobel. Auch so ein verstaubtes Bild vieler Menschen…

 

Schreinerei Beer in München; Fotocredit: Schreinerei Beer

Schreinerei Beer in München; Fotocredit: Schreinerei Beer

 

Wie erkennt ein Kunde, ob er beim Schreiner eine hochwertige, selbst gebaute Küche erhält?

Ob der Kunde eine selbst gebaute Küche beim Schreiner erhält, kann er bei einem Blick in die Werkstatt schnell feststellen. Auch ein Laie wird erkennen, ob die Ausstattung dort eine hochwertige Arbeit zulässt oder nicht. Abgesehen davon kann man den Schreiner ja auch einfach fragen, ob er die Küche wirklich selbst baut.

 

Wie lässt sich kreatives Handwerk und der Kostendruck unter einen Hut bringen?

Mit guter Fertigungstechnologie, tollen Mitarbeitern und einer gehörigen Portion Leidenschaft und Liebe zum Beruf.

 

Wie stellt sich die Schreinerei Beer der zunehmenden Internationalisierung und Digitalisierung?

Gar nicht. Wir sind nicht daran interessiert im Ausland zu arbeiten, wenn du das meinst. Wir sind ein regionales Unternehmen und arbeiten überwiegend im Dreieck München-Ingolstadt-Landshut. Nur so können wir einen guten Service – auch nach dem Einbau der Möbel – garantieren.

 

Und zur Digitalisierung: Im Internet sind wir schon immer vertreten, auch was die sozialen Medien etc. betrifft. Aber du hast schon recht, wir werden hier in Zukunft noch verstärkt präsent sein müssen.

 

Wie viele Küchenanfragen pro Monat erhält eure Schreinerei online?

Viele finden uns online. Die meisten Kunden melden sich dann aber telefonisch bei uns. Das ist uns auch sehr recht, denn viele Fragen und vor allem Vorurteile, wie z. B. die Frage nach dem Preis, können wir dann gleich ausräumen. Ich würde schätzen, dass das etwa ein Drittel unserer Anfragen ausmacht.

 

Worauf gilt es beim Kauf einer Küche besonders zu achten?

Darauf, dass der vorhandene Raum auch wirklich komplett genutzt wird. Bei immer kleiner werdenden Wohnungen in Großstätten ist das ein großes Thema. Außerdem auf die Qualität der Materialien, vor allem der Beschläge. Die Küche soll ja 25 Jahre oder länger halten.

 

Über welchen Küchentrend bist du aktuell am meisten verwundert?

Darüber dass sich bei den Industrieküchen Hochglanz so beharrlich hält.

 

Hast du eine Lieblingsküche? Wenn ja, warum?

Hm…, schwierige Frage. Ich finde natürlich alle unsere Küchen toll. Jede ist ein Einzelstück und genau auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt, wie ein maßgeschneidertes Designerkleid.
Meine Lieblingsküche ist aktuell diese hier:

 

Lieblingsküche von Sonja Beer; Fotocredit: Schreinerei Beer

Lieblingsküche von Sonja Beer; Fotocredit: Schreinerei Beer

 

Ich liebe die schlichte Eleganz, die Edelstahlarbeitsplatte und die Möglichkeit beim Arbeiten aus dem großen Panoramafenster zu schauen. Das muss doch toll sein, oder?

 

Wohin kann sich die Küche noch weiter entwickeln?

Oh, es kann noch viel passieren. In den letzten Jahren haben sich die Küchen sehr viel in der Optik verändert und auch bei den Elektrogeräten hat sich enorm viel getan. Ich denke, dass es an der Zeit ist, sich noch mehr mit dem Innenleben der Küche zu beschäftigen.

 

Private Küche von Sonja Beer; Fotocredit: Sonja Beer

Private Küche von Sonja Beer; Fotocredit: Sonja Beer

In was für einer Küche kochst du zuhause?

In einer Beer-Küche natürlich. Sie ist jetzt zwölf Jahre alt. Klar, sie entspricht nicht mehr ganz dem aktuellen Trend, aber ich liebe sie immer noch. Willst du ein Foto sehen?
Nur die Deckenhaube haben wir vor zwei Jahren gegen einen Bora Dunstabzug ersetzt. Seitdem bin ich ja auch Bora-Fan.

 

Welche Lieblingsmarke hast du bei den Küchengeräten?

Wer unseren Blog kennt, weiß dass ich ein absoluter Bora-Fan bin!

 

Was sind deine 3 Lieblingswebsites?

1. Unsere eigene, natürlich – Schreinerei Beer

2. Ich stöbere viel auf allen möglichen Rezeptseiten, z. B. chefkoch.de.

3. Die Seite von lavialla.it. Auch hier gibt’s immer wieder tolle Rezepte und ich, als alter Italien-Fan, bestelle hier viele Zutaten. Irgendwann möchte ich dort einmal Urlaub machen. Leider sind die auf Jahre ausgebucht.

 

Wordrap mit Sonja Beer

 

Sonja Beer von der Schreinerei Beer

Sonja Beer von der Schreinerei Beer

Dunkle oder helle Küche?

Hell. Das ist einfach langlebiger. Dunkle Küchen gehen nur in großen Räumen mit viel Tageslicht.

 

Bora oder Gaggenau?

Oh, wie gemein! Beides ganz tolle Hersteller. Aber wenn ich mich entscheiden muss: Bora. Begründung siehe oben.

 

Dampfgarer oder Mikrowelle?

Ganz klar Dampfgarer. Mir ist bis heute nicht ganz klar, wozu man eine Mikrowelle braucht, außer zum Aufwärmen.

 

Stuhl oder Bank?

Hm…, je nach Küchenstil. Muss ich mich entscheiden? Gut, dann Bank. Wirkt in der Regel einladender, gemütlicher.

 

Kochen oder Essen?

Kochen. Das ist für mich entspannend und ich probiere gerne Neues aus.

 

Liebe Sonja, vielen Dank für das informative Interview.

 

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2 Kommentare zu “Interview mit Sonja Beer von der Schreinerei Beer: Rabattschlachten gibt es bei uns nicht”

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