Walter Steurer von der Tischlerei Holzig vereint traditionelles Handwerk mit modernem Design und Stil. Inspiration erhält er dafür unter anderem durch seine Zusammenarbeit mit angesehenen Architekten und dem persönlichen Gespräch mit Kunden. Im Interview mit Küchenfinder spricht der Einzelunternehmer über die Faszination des Werkstoffes Holz und den Wert von Nachhaltigkeit und Regionalität. Des Weiteren gewährt uns der Tischler im Bregenzerwald einen Einblick in seine eigene Küche.
Servus Walter, wer bist du und was machst du?
Ich bin leidenschaftlicher Tischler und lege großen Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität. In meiner Tischlerei in Krumbach fertige ich deshalb Küchen und Möbel aus Massivholz mit individuellem Design.
Was ist für dich das Schönste an deinem Beruf?
Das Schönste ist der unverwechselbare Geruch von Holz. Ich liebe den Duft, welchen das nachhaltige Material verströmt, und könnte mir nicht vorstellen mit einem anderen Rohstoff zu arbeiten.
Was ist für dich das Faszinierende am Werkstoff Holz?
Holz bietet unendlich viele Möglichkeiten der Verarbeitung. Es ist faszinierend, was aus dem Werkstoff Holz alles gefertigt werden kann. Holz ist unglaublich wandelbar und lässt der Kreativität eines Tischlers freien Lauf.
Wie kann sich eine “kleine” Tischlerei gegenüber den Möbelriesen behaupten?
Der Unterschied zwischen mir und einem Möbelgiganten ist das Herzblut, das ich in all meine Projekte stecke. Jedes Stück ist ein Unikat und wurde mit viel Leidenschaft gestaltet. In jedem Projekt steckt auch ein Stück von mir.
Was ist der größte Unterschied zwischen einer Tischlerküche und einer Industrieküche aus dem Möbelhaus?
Der wohl größte Unterschied ist die Regionalität. Die Tischlerküche wird in der Region produziert, die Industrieküche aus dem Möbelhaus nicht. Ich setze auf die Zusammenarbeit mit regionalen Partner. So bleibt die Wertschöpfung in der Region und kleine Unternehmer werden gestärkt.
Wie erkennt ein Kunde, ob er vom Tischler wirklich eine selbstgefertigte Küche bekommt?
Ohne Vertrauen wird’s schwierig. Damit eine Zusammenarbeit zwischen Kunde und Tischler funktioniert, muss es auch auf einer persönlichen Ebene harmonieren. Dazu zählt eben auch das Vertrauen in die persönliche Arbeit.
Ab welchem Budget lohnt sich der Gang zum Tischler?
Der Gang zum Tischler lohnt sich wirklich immer!
Wie bleibt eine Küche von euch trotz Maßarbeit leistbar?
Die Kunden schätzen den Service, die Qualität, das Design, die Regionalität und dass der Handwerker als Person vor Ort ist. Dieser Mehrwert macht, dass Maßarbeit leistbar ist.
Wo werden eure Küchen produziert?
Als Einzelunternehmer fertige ich meine Küchen im Alleingang in einer kleinen, aber feinen Meister-Eder-Werkstatt in Krumbach im Bregenzerwald. In dieser Region gibt es ein ganz besonderes Bewusstsein für Handwerk und Architektur.
Was zeichnet den Bregenzerwald als Standort für eine Tischlerei aus?
Im Bregenzerwald haben Nachhaltigkeit und Regionalität einen großen Stellenwert. Es gibt viele regionale Partner (Elektriker, Schlosser, Steinmetz, Installateure …), mit denen man sehr gut zusammenarbeiten kann, weil sie ähnliche Werte leben.
Welche Küche ist dir in deiner Karriere bisher am besten in Erinnerung geblieben?
Jede einzelne Küche hat ihre eigene, wunderbare Geschichte. Es freut mich immer, wenn Kunden mutig und offen für neue Materialien sind und besonders schön ist es, wenn aus Kunden Freunde werden. Diese Küchen bleiben natürlich in bester Erinnerung.
Was ist das Wichtigste bei der Planung einer neuen Küche?
Gute Projekte entstehen mit genügend Zeit zur Realisierung. Neben Zeit ist aber auch Leidenschaft ein ganz wichtiger Aspekt.
Was zeichnet einen guten Küchenplaner aus?
Ein guter Küchenplaner hört den Kunden zu und verpackt ihre Wünsche in ein stimmiges Gesamtpaket. Es gilt, die Kunden zu verstehen und gleichzeitig innovative Lösungen zu präsentieren.
Wie läuft eine Planung bei dir ab?
Eine Küchenplanung ist ein strukturierter Ablauf: Kundengespräch – Entwurf – Entwurfsbesprechung – Angebot – Werksplanung – Planbesprechung und Freigabe – Fertigung. Dabei ist es sehr wichtig, die einzelnen Schritte immer wieder mit den Kunden zu besprechen.
Was sollten Kunden zum Erstgespräch mitbringen?
Mindestens zwei Stunden Zeit. Wie bereits erwähnt, ist es wichtig, die Kundenwünsche zu verstehen. Das kann nur in einem intensiven und persönlichen Gespräch geschehen.
Was ist für dich derzeit der größte Trend am Küchenmarkt?
Ganz klar: Dunkel gebeizte Eichen-Küchen.
Und welchen Trend im Küchenbereich wirst du nie verstehen?
Hochglanzküchen. Das ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Hochglanz gehört auf ein Auto und nicht in die Küche.
Wie sieht deine Küche zuhause aus?
Meine Küche lässt sich in wenigen Worten beschreiben: Weiß, matt, schlicht und sehr praktisch!
Wo holst du dir Inspiration und neue Ideen?
Meine Inspirationsquellen sind sehr vielfältig. Ich besuche des Öfteren Möbelmessen, lese Wohnzeitschriften und arbeite sehr gerne mit guten Architekten zusammen.
Lieber Walter, vielen Dank für das lesenswerte Interview!
Titelbild: Walter Steurer