Der Herbst ist für die Küchen- und Möbelbranche immer ein ausschlaggebendes Barometer für die Trends des nächsten Jahres. Allem voran steht die Milan Design Week. Hier wird Design gelebt. Wer sich für Möbel und Einrichtung interessiert, kommt an dem Salone del Mobile, der EuroCucina und den vielen Events im Rahmen der Design Week nicht vorbei. In diesem Jahr konnte man das Flirren und die Begeisterung besonders spüren. Harald Klüh, Global Brand Manager von GRASS, verrät uns, was es Neues gibt und welche Trends ihm besonders ins Auge gefallen sind.
Die Pandemie hat das Wohnen verändert
Die Pandemie hat im Zuge der Lockdowns und der Arbeit im Homeoffice das Wohnen und damit die Möbelwelt weitgehend verändert. Die eigenen vier Wände haben in Zeiten des Lockdowns eine neue Wertschätzung bekommen und die eigene Küche hat nach und nach das Restaurant ersetzt. Die Küche wurde zur Visitenkarte des eigenen Wohnens. Das zeigt sich auch daran, dass die spannenderen und mutigeren Entwicklungen im Küchenbereich und nicht bei den Wohnmöbeln erfolgten.
Wohnen wird immer Wohnlicher
Ein weiterer Effekt, der sich aus der Pandemie ergeben hat, ist das Thema “Wohnlichkeit”. Das eigene Zuhause wird wohnlicher. Nachdem die Menschen viel mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht haben, hat auch das Wohlfühlen an Stellenwert gewonnen. Es wird viel mehr Wert auf das Schöne, das Gemütliche gelegt. Das gilt für alle Bereiche des Wohnens. Ganz besonders aber macht es sich beim Badezimmer bemerkbar. Das Bad erfährt eine enorme Aufwertung, indem es zur persönlichen Wellness-Oase wird und sich hinsichtlich des Designs kaum mehr hinter den anderen Wohnungsbereichen verstecken muss. Diese Entwicklung zeigt sich auch im Outdoor- und Gartenbereich. Auch hier sind Möbel kaum mehr von ihrem Pendant im Wohnzimmer zu unterscheiden.
Nachhaltigkeit ist mehr als Natürlichkeit
Nachhaltigkeit ist eines der großen Themen unserer Zeit, das spiegelt sich auch in der Einrichtungsbranche wider. Dementsprechend grün wurde die diesjährige Mailänder Möbelmesse gestaltet: Pflanzen, die sich Wände hinunter schlängeln, Gärten mit frischen Kräutern, viel Holz – nach außen gab sich der Salone del Mobile 2022 ganz natürlich.
Doch dass damit noch kein nachhaltiges Möbel Business betrieben wird, wissen auch die Hersteller. Produktionsbedingungen, Materialien, Energienutzung, Verpackung, Transport, Recycling – all diese Faktoren spielen eine Rolle und sind nicht mal so eben auf einer Messe darzustellen. Dennoch war das Thema im Salone del Mobile und auf der EuroCucina allgegenwärtig. Die konkreten Nachhaltigkeitsbemühungen der Unternehmen wurden auf den Ständen meist sehr dezent kommuniziert – über Schautafeln oder im persönlichen Gespräch.
Vertikale Strukturen erobern die Möbelwelt
Für Harald Klüh war die Omnipräsenz vertikaler Patterns keine Überraschung: „Dass senkrechte Strukturen zum Trend werden könnten, war bereits auf der letzten Möbelmesse in Mailand zu erahnen. In diesem Jahr war die Senkrechte dann überall zu sehen“. Unzählige Aussteller haben ihre Produkte, die Raumgestaltung oder gleich den ganzen Messestand mit der positiven Wirkung vertikaler Strukturen aufgewertet. Sogenannte “Vertical Patterns” bringen Abwechslung in den eleganten Minimalismus und in die monolithischen Küchen, die in Mailand immer noch reichlich vertreten waren. Sie können aber auch Stile und Materialien verbinden und funktionieren selbst im neuen Maximalismus auf großartige Weise.
Muted Colors: Möbel und Küchen in zurückhaltenden Farben
Die diesjährige Designmesse in Mailand war deutlich farbiger als die Jahre davor. Der Mut zur Farbe kehrt zurück, die schwarze Küche verliert mehr und mehr an Bedeutung. Die Farbkombinationen waren aber nicht bunt und aufdringlich, sondern eher zurücknehmend – quasi “gemuted”. Muted Colors sind in gewisser Weise unaufdringlich elegant. Sie fallen auf, ohne im Mittelpunkt zu stehen. Zudem lassen sie sich hervorragend mit unbunten Elementen kombinieren.
Seethrough Fronts: Inhalte sichtbar machen
Der klassische Vitrinenschrank galt lange als stiefmütterlich und verstaubt. In Mailand feierte er nun sein großes Comeback. Modern interpretiert und nicht so sehr, um darin Kostbarkeiten zur Schau zu stellen. Vielmehr geht es beim modernen Vitrinenschrank darum, die Alltagsgegenstände neu zu inszenieren: Teller, Gläser, Vasen etc. werden zu Dekoelementen.
Der Trend, Geschirr und Lebensmittel in der Küche als Dekoration zur Schau zu stellen, ist nicht ganz neu. Die letzten Jahre wurden dafür offene Regale, gerne in Stringform, dafür verwendet. Neu sind jedoch nun die Glasvitrinen, die wieder Einzug in die Küche und das Wohnzimmer finden. Ob hinter opakem Weißglas oder geheimnisvoll hinter Lamellen-Fronten präsentiert – die Schrankinhalte können sich heutzutage sehen lassen. Dafür sorgen transparente oder halbtransparente Materialien, sogenannte “Seetrough Fronts”, die den Blick ins Schrankinnere zulassen.
Worktop Shelves: Die Arbeitsplatte wird zum Stauraum
Alles griffbereit, wo es gebraucht wird. Regale und Staumöglichkeiten in unmittelbarer Nähe von Arbeitsflächen sind zum Trend geworden. Ergonomie in der Küche und kurze Arbeitswege sind wichtig für ein bequemes Arbeiten in der Küche. Und je näher Kochuntensilien sind, desto kürzer werden die Wege. Kein Wunder also, dass Stauräume dem Arbeitsbereich immer näher kommen und immer öfter direkt in der Arbeitsplatte integriert werden.
Fazit: Das war die Milan Design Week 2022
Für den Beschlägehersteller GRASS war der Besuch der Mailänder Design- und Möbelmesse nicht nur ein Trendreport, sondern auch Zeugnis der Früchte der Arbeit des Vorarlberger Unternehmens. Bei über 50 Ausstellern kamen GRASS-Produkte zum Einsatz. Die Unternehmen kamen aus Italien, Spanien, Deutschland – und bestätigten damit, dass das Innenleben den Unterschied macht. Dabei unterstützt GRASS Möbelhersteller weltweit – vom Schreiner über die Manufaktur bis hin zum Industrieunternehmen.